Ist Gerechtigkeit abhängig von Sprache? Mehr zufällig schaue ich mir eine Studie zur Gendern-Problematik an und bin etwas irritiert, wie dünn das möglicherweise ist, auch wenn die Auswahl zufällig ist und nicht repräsentativ. Außerdem versuche ich in einer Kurz-Recherche herauszufinden, welcher Zusammenhang zwischen nicht „geschlechtergerechter“ Sprache und der Gleichstellung der Geschlechter besteht.
Manche Gruppen beschließen, dass sie „geschlechtergerechte Sprache“ verwenden wollen. Wie diese aussieht ist noch nicht immer klar, die Überschrift dieser Bekanntmachung suggeriert zum Beispiel, dass nach * gegendert werden könnte.[➚]
Die ehemaligen Jungen Piraten*innen hingegen haben sich entschieden. Sie haben ihre ursprüngliche „Postgender“-Position über Bord geworfen und gendern nun mit *. Auf der Homepage der JuPis legen sie auch dar warum.[➚] Sie verweisen dabei auch auf Studien zur Problematik.[➚]
Den von den JuPis umgesetzten Vorschlag mit dem * würde ich ähnlich wie den Vorschlag mit Binnen-I bewerten (siehe meine Artikel). Im Prinzip generiert es so eine Art generisches Femininum, ohne generisch zu sein. Man liest im Prinzip die weibliche Ableitung des genderunspezifischen Substantivs und gibt an, damit alle anzusprechen. Dass dabei unter Umständen die selbe Diskriminierung auftreten kann, die von Befürwortern beim Generikum angeführt wird, nur diesmal anders herum, bleibt unberücksichtigt. Wer eine diskriminierungsfreie Lösung sucht, sollte von dieser Lösung eher Abstand nehmen. Man zahlt hier gleiches mit gleichem zurück, mit dem Unterschied, dass diese Lösung zusätzlich im Widerspruch zur Ikonizität und damit einem Grundprinzip unserer Sprache steht.[➚] Des weiteren erschwert man den Lese- und Redefluss. Menschen mit einer Leseschwäche trifft dies besonders. Das betrifft etwa bis zu 17% der Menschen in Deutschland. Diese Menschen haben teils erhebliche Schwierigkeiten, wie auch immer gegenderte Texte zu lesen und zu verstehen. Die betroffenen werden quasi vom Lesen ausgeschlossen. Zum Vergleich: 0,05% der Deutschen sind Rollstuhlfahrer. Für diese Bevölkerungsgruppe wird (zurecht) ein erheblicher Aufwand getrieben, um eine Inklusion zu ermöglichen.
Ich bin dem Link der JuPis zu den Studien gefolgt. Der führt zu Prof. Stefanowitsch.[➚] Prof. Stefanowitsch hat englische Sprachwissenschaften studiert und in Texas (USA) promoviert. Heute ist er ist Professor für anglistische Sprachwissenschaften in Hamburg. Ich habe eine der von ihm angezogenen Studien überflogen. Spontan die erste angegebene, Braun et.al. Später habe ich festgestellt, dass die weiteren Studien leider nicht frei zur Verfügung stehen. Wir brauchen mehr Open Access.
In der von mir betrachteten Studie[➚] wird untersucht, ob Texte leichter oder schwerer verständlich sind, wenn man gendert. Als Grundlage dient ein entsprechend vorbereiteter Beipackzettel eines Medikaments. Es fällt sofort die sehr kleine Stichprobe von nur 14 Probanden pro Versuch auf, die an den Experimenten teilgenommen haben. Das ist nicht repräsentativ. Idealerweise sollte man bis zu 1000 Probanden pro Untersuchung befragen. Hinzu kommt die deutliche Streuung der Ergebnisse. Hier wären Tabellen und Graphen mit allen Ergebnissen für einen tieferen Einblick hilfreich. Auch der Hintergrund der Probanden bleibt unklar.
Die Studie erfüllt mehr den Umfang einer Voruntersuchung. Das sagt sie auch selbst von sich. Die Untersuchung erhebt gar keinen Anspruch darauf, mehr als ein erstes Herantasten an das Thema zu sein, um zu untersuchen, was und wie man untersuchen sollte, will man eine vollwertige Studie erstellen. Die Ergebnisse des Papers geben Aufschluss darüber was man bei einer weitergehenden Untersuchung berücksichtigen sollte. Das macht die Studie gut und ausführlich. Sie weist auf mehrere Störgrößen hin, die weiter zu untersuchen sind und beim vorliegenden Ergebnis zu Fehlern geführt haben könnten (z.B. Geschlechterrollen und geschlechterspezifische Verhaltensweisen; ebenso sollte man objektivere Methoden verwenden; etc.). Für die Größe der Fehler in der Studie gibt es in derselben allerdings keine Angaben und Abschätzungen. Das wäre bei der geringen Zahl an Probanden auch nicht wirklich seriös. Mir fallen auch noch weitere mögliche Fehlerquellen und Störgrößen ein, die in der Studie unerwähnt bleiben. Zum Beispiel würde mich der Einfluss interessieren, wenn Frauen gezielt in ihrem Geschlecht angesprochen werden, was weitgehend einer der getesteten Formulierungen mit Binnen-I entspricht, wie ist das Verständnis von Text, wenn auch Personalpronomen hinzu kommen und gegendert werden müssen und wie reagieren Menschen mit Leseschwäche?
Zur Verständlichkeit von gegenderten Texten kommt die Studie zu folgendem Schluss: „Zusammengefasst deutet die vorliegende Studie darauf hin, dass … die kognitive Verarbeitung von geschlechtergerechten Texten ähnlich erfolgreich verläuft wie“ bei generischen Texten. Sie belegt es nicht, sie sagt, es könnte so sein, d.h. die Studie widerspricht einer solchen Annahme nicht. Der von den JuPis verlinkte Sprachlog von Stefanowitsch auf SciLogs, erhebt die Studie hingegen zum beispielhaften, sorgfältig ausgearbeiteten Beleg, etwas was das Paper so selbst verneint.
Ich bin in dem Umfeld nicht zuhause und diese eine Studie ist eine zu kleine Stichprobe, aber wenn solche dünnen Papers wider ihrer eigenen Aussage von einem oft zu der Thematik herangezogenen Professor als hervorragende Belege für die Wichtigkeit und die Problemlosigkeit des Genderns angeführt werden, dann scheint mir die wissenschaftliche Grundlage erschreckend dünn.
Dem gegenüber möchte ich jeden selber auffordern zu überprüfen, ob man bei sich selbst ein flüssiges (Vor-)Lesen, Sprechen und Verstehen solcher Texte erkennen kann, oder eben eher weniger. Die JuPi-Seite selbst erkennt das Problem und gibt an, dass es hierfür keine wirkliche Lösung gibt, sondern schlägt ebenfalls einen Workaround vor. Man soll den Redefluss an den entsprechenden Stellen gezielt unterbrechen und eine Pause machen. Das halte ich für keine gute Idee und meine Lehrerin für Sprechtechnik und Schauspielkunst, eine Dame die von den meisten Männern nicht viel hält, würde hier wohl was erzählen. Hier mal ein Satzstück zum Testen:
“Die/Der Schüler*in geht zu ihrer/seiner Schule.”
„Die Tasche der/des Schüler*in/s ist orange.“ (oder so)
Durch solche Konstruktionen erschaffen wir uns Probleme, bei denen man in anderen Sprachen lange daran arbeitet, sie zu beheben, zum Beispiel im Schwedischen, im Englischen oder im Französischem. Im Schwedischen wurde dazu jetzt ein neues Wort in deren „Duden“ aufgenommen.[➚]
Die Frauenbeauftragte der LM-Uni München hat einen Leitfaden zu gendersensibler Sprache erstellt.[➚] Sie schlägt dabei auch Konstruktionen vor, die völlig ohne Gendern auskommen. Bei genauer Betrachtung haben aber auch solche Verfahren ihre Schwächen.
Grundlage für Studien zum Gendern und die Umsetzung in der Politik ist die Annahme, dass die gendergerechte Sprache ein wichtiger Schritt zu einer bezüglich der Geschlechter gleichgestellten Gesellschaft ist. Hier fehlen mir Studien, die genau diese Grundannahme, also das Fundament der Bemühungen, bestätigen oder widerlegen. Etwa 55% der Sprachen haben kein Genus, sind also 100% geschlechtergerecht. Große Vertreter sind hier Chinesisch, Persisch (Iran, Afghanistan), Türkisch, die meisten kurdischen Sprachen, Japanisch und weitere. Keines dieser Länder ist mir als ein Land bekannt, in dem die Gleichstellung der Geschlechter besondere Erfolge erzielt hat. Vielmehr wird gerade in diesen Ländern die traditionelle Rolle der Geschlechter sehr betont.
Gender-Gap-Rangliste 2013:[➚]
China, Platz 69
Japan, Platz 105
Türkei, Platz 120
Iran, Platz 130
Schweden dagegen gilt als eines der Länder, die bei der Gleichstellung besonders weit sind (Rang 4). In Schweden wird jedoch nicht gegendert. Es werden nicht einmal weibliche Substantive eingeführt, obwohl die Sprache dies eigentlich kann. Nur ganz selten stößt man im gotländischen Dialekt auf gezielt weibliche Bezeichnungen wie lärarinna, als weibliche Form von lärare, dem Lehrer. Im normalen Sprachgebrauch tauchen solche Vokabeln nicht auf. Gotland ist eine Insel in der Ostsee.
Auch wenn ich nicht tiefer in Studien zum Thema eingestiegen bin, für mich sieht es so aus, dass es viel entscheidendere Punkte gibt, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Wenn es überhaupt eine Beziehung zwischen Sprache und Geschlechtergerechtigkeit gibt, dann scheint es statistisch eher so zu sein, dass eine geschlechterneutrale Sprache die Ungleichbehandlung fördert. Das halte ich jedoch für nicht schlüssig. Ich denke, Gerechtigkeit ist unabhängig von Sprache.
Denke selbst.
PS: Aus aktuellem Anlass: Wer mir sagen kann, was an meinen Beobachtungen und Ableitungen falsch ist, möchte das gerne tun. Ich freue mich auch über Links zu Studien, die deutlicher und fundiert darlegen, warum man gendern sollte und was es bringt – oder eben nicht. Bitte wissenschaftlich. Ein polemischer Vorwurf à la „eine eigene Meinung haben, ohne tiefer in Studien eingestiegen zu sein.“ gilt hier nicht. Mit dem gleichen Argument kann ich fragen: „Aha, Gendern fordern ohne tiefer zu wissen warum?“ Beides bringt keinen weiter.
Links
- Genus Teil 1: Gendern ist Mist ?
Über Ikonizität von Sprache. Wie ist unsere Sprache aufgebaut? Warum klingt manches komisch? - Genus Teil 2: Ideen zum Gendern
Welche Möglichkeiten gibt es und wie kann man diese bewerten. - Genus Teil 3: Gendern-Studien
Ist Gerechtigkeit abhängig von Sprache? Wie sehen Studien aus? Gibt es Länder mit geschlechtergerechter Sprache? Wie halten diese es mit der Gleichstellung? - Schweden wird geschlechtsneutral
Hier gehe ich auf einen Artikel von Queer.de ein, zur Aufnahme des geschlechtsumfassenden neuen Personalpronomens „hen“ in der schwedischen Sprache. Was bedeutet das und wo oder wie ist uns Schweden voraus? - LM-Uni München, Frauenbeauftragte:
Leitfaden gendergerechte Sprache
(ohne zu gendern)
„Auch wenn ich nicht tiefer in Studien zum Thema eingestiegen bin […] Denke selbst.“
Und das in einem Absatz. Das ist hart.
Ich empfehle wieder einmal “Delusions of Gender” von Cordelia Fine. Das hat 42 Seiten Fussnotenanhang, und eine 38 Seiten starke Bibliography, die als Gesamtrundumschlag zum Thema dienen kann.
Nach solcher Lektuere/Literaturrecherche ist diese Diskussion vermutlich zielfuehrender.
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Statt die Argumente gegen Gendern zu widerlegen eine Literaturliste posten, um den „Gegner“ abzulenken? Netter Versuch.
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Es kamen keine Argumente, es kam ein Meinungsstueck nach dem Ueberfliegen weniger Blogposts und ein(!) gelesenes Paper. Ich weiss nicht, auf welcher Basis da ein Diskurs stattfinden sollte.
Beeindruckend, dass es offenbar einerseits vollkommen einleuchtend war, einen Wiefelspuetz zu fragen, wie sehr er sich denn in der Materie auskennt – andererseits hier aber das Aequivalent seines damaligen „GOGO, GAGA, TRALAFITTI“ zu verbreiten, bei dem allein die persoenliche Meinung zu zaehlen scheint, unbeeindruckt von jeglicher vorheriger wissenschaftlicher Arbeit.
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Ich denke, die geradezu stahlharte Arroganz, die aus den Beiträgen von „STK“, spricht, dazu der nicht minder uncharmante Kommando-Ton sprechen eine eigene Sprache. Erstens, beim Verfasser müsste es sich nach meinen Lebenserfahrungen um einen Mann handeln. Zweitens, um einen Menschen, mit dem das Gespräch in dieser Thematik nicht lohnt – weil hier niemals auf Dialog, niemals auf echtes Überzeugen gesetzt wird.
Schade um die Zeit. Oh, und noch Eines: Wer persönliche Erfahrungen mit der Diktatur der DDR gemacht hat, der wird diesen speziellen Ton sofort wiedererkennen. Nun, aber ich will nicht voreilig werten, vielleicht war „STK“ in diesem Moment einfach nur schlecht in Form. Da er sich offenkundig im Besitz überlegenen Wissens wähnt, speziell im Genderthema (warum auch nicht: ich bin da gewiss kein(e) Experte/in), sollte es ihm ultraleicht fallen, zwei oder drei Studien vorzulegen, welche eine größere Stichprobe als 14 Personen aufweisen.
Oh, doch nicht?
Ganz ehrlich: Leute wie STK sind mir exakt so sympathisch wie Thilo Sarrazin. Das ist für mich der gleiche, stets zum Austeilen geneigte Menschen_schlag.
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Jo, auf ein sich selbst referenzierendes Zitierkarussel aus Trallala verweisen. Nur, dass Englisch eine andere Sprache ist, in der man sich selten über das Deutsche auslässt – bringt bestimmt viel.. „empfehle“, „zielführender“, …… Blubblubb
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Danke Jürgen,
vielleicht einmal der Hinweis, das dies eben auch den Universalien- oder auch relativismusstreit betrifft. Es geht hier um konkrete Macht, denn ein Begriff, der Allgemeingültigkeit besitzt, wird nicht mehr hinterfragt.
Das ist einer der Gründe weshalb ich Menschen darum bitte, sich zu selbst zu hinterfragen, ob es einen Begriff geben kann, der Absolutheit beanspruchen kann.
Ich sage eindeutig nein, denn über etwas Unveränderliches kann kein Mensch, ja kein Lebewesen etwas WISSEN, er kann nur daran GLAUBEN.
Genau dieser GLAUBE kennzeichnet jede Ideologie.
@stk
Ist eine Cordelia Fine im Besitz der einzig wahren Wahrheit?
Denken hat nichts mit GLAUBEN zu tun. Das ist ein völlig anderer Vorgang. (Fußnote: Wittgenstein)
Es gab in der Menschheitsgeschichte mehr als einen Irrtum, den kaum einer bemerkte, speziell wenn Kirche, Tempel usw. ihren Allmachtsanspruch durch allgemeingültige Begriffe anmeldeten und durchsetzten. Die Macht der Kirche wurde durch die Aufklärung und des Widerspruchs gegen diese Absolutheitsbegriffe gebrochen.
Gerechtigkeit ist ein ZUSTAND zwischen Menschen. Sprache kann mein Empfinden nur beeinflussen, wenn ich an eine Allgemeingültigkeit GLAUBE.
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„Ich empfehle wieder einmal “Delusions of Gender” von Cordelia Fine. Das hat 42 Seiten Fussnotenanhang, und eine 38 Seiten starke Bibliography, die als Gesamtrundumschlag zum Thema dienen kann.“
Das Buch ist eher eine Aussenseitermeinung, und hat erhebliche Schwächen. Ich habe hier mal etwas an Kritik zusammengestellt:
http://allesevolution.wordpress.com/2014/05/20/cordelia-fine-delusions-of-gender-kritik/
Wenn dann empfehle ich eher „Male/Female“ von David Geary
http://www.amazon.de/Male-Female-Evolution-Human-Differences/dp/1557985278
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Bezüglich Prof. Stefanowitsch ist es lohnenswert, sich ein wenig Zeit zu nehmen und einmal hier vorbeizuschauen, wo seine Arbeitsweise etwas ungehalten aber methodisch sachlich und sehr ausführlich seziert wird (man beachte speziell den Nachtrag unter dem Artikel):
http://www.belleslettres.eu/blog/stefanowitsch-schnee-eskimo.php
Es gibt dort auch eine sehr empfehlenswerte Auseinandersetzung mit dem Maskulinum als „Default-Genus“:
http://www.belleslettres.eu/artikel/der-oder-das-blog_genus.php
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das ‚Gendern‘ ist ein sehr schönes Beispiel für die Frage, ob das Sein das Bewusstsein bestimmt: Plötzlich werden händeringend überall ‚Frauen‘ gesucht. Ob als ‚Quotenfrau‘ oder in ‚Männer’berufen wird besonders auf ‚das Geschlecht‘ hingewiesen, dabei sollte eben gerade beim ‚Gender‘ nicht auf den ‚Sex‘ geschaut werden.
So kommt es, dass aus dem durchaus berechtigten Anspruch, eine Emanzipation der Frauen anzustreben in der Gesellschaft, der Vorwurf formuliert wird, eine ‚weibliche Herrschaft‘ etablieren zu wollen.
Die Sprache ‚verrät‘ sehr viel über die gesellschaftliche Denkstruktur. Daher ist es unumgänglich, Sprachen wirklich ‚ernst‘ zu nehmen und ’sinn’entsprechend zu übersetzen; ‚gender‘ ist eben nicht gleichbedeutend mit ’sex‘ und ‚Sexismus‘ – ‚Feminismus‘ mit ‚Geschlechtergerechtigkeit‘ gleichzusetzen führt nicht zu einem sensibleren Blick auf genderbedingte Ungerechtigkeit.
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@ jottes
Ich würde „das Gendern“ nicht völlig abtun, auch wenn meine Alltagsbeobachtungen und meine Erfahrungen in meinen Umfeld eher etwas dagegen sprechen und leider für die Annahme, dass mit dieser Sprachübung echte, wirksame sprachliche Hürden errichtet werden – mithin also eine gewisse Sprachdiskriminierung, zumal in Verbindung mit einer leicht unangenehmen Ideologisierung von Sprache.
Dennoch kann „das Gendern“ imho nützlich sein, so dünn die derzeitig vorliegenden wissenschaftlichen Belege dafür im Moment auch sein mögen:
1. Einmal dann, wenn das Umfeld zu dieser Sprachübung passt, z.B. in einem akademisch geprägten Umfeld, oder auch, wenn die politisch ähnlich denkenden unter sich sind, z.B. im Kreise der grünen Jugend etc. pp.
(dann ist es vermutlich deutlich mehr als eine Art „feministischer/politischer Hofknicks in linken Kreisen“ und verdeutlicht via Sprache die starke gemeinsame Überzeugung, dass mehr für die Geschlechtergleichstellung getan werden müsste – allerdings nutzt sich dieser Effekt ab und ist zudem etwas mit der Gefahr verbunden, allzu stark auf Sprachregelungen zu fokussieren, so, als ob damit schon irgendetwas wirklich Relevantes geleistet worden wäre)
2. Vor allem aber glaube ich, dass „gelegentliches Gendern“, auch mit diesen in weiten Bevölkerungskreisen eher unüblichen sprachlichen Mitteln (Binnen-I und die „Gender-Rosette“) einen echten (!) Nutzen erzielen kann, indem es einerseits den Lese/Sprachfluss nicht stört (z.B. eingesetzt bei jedem 20.ten oder 50.ten möglichen Wort), andererseits aber doch wirksam die Aufmerksamkeit auf die Geschlechterfrage lenkt, bzw. an ausgesuchten Textstellen eben hervor hebt, dass alle Geschlechter gemeint sind.
Die Dogmatiker werden mit meiner Position vermutlich nicht viel anfangen können.
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